Karibische Lebensfreude und deutsche Currywurst zur christlichen "Brotzeit"
Das Gemeindezentrum in blaues und violettes Licht getaucht, Bodenstrahler werfen weiße Lichtkegel an die Wände, weiß umhüllte Stehtische umrahmen die Bestuhlung, ein Bühnenvorhang verdeckt Kreuz und Taufbecken – für manchen vielleicht eine befremdliche Verwandlung unseres Gotteshauses, doch für die meisten erwartungsfrohen Besucher ein Vorgeschmack auf das lang erwartete Großereignis an der Neuschäferhöhe am 22.02.19 – zwei Stunden Konzert mit der u.a. von vielen Kirchentagen und Evangelisationen bekannten christlichen Popsängerin Judy Bailey und ihrer Band.
Die Veranstaltungsreihe „Brotzeit“ bietet an zwei Abenden im Jahr mit herausragenden Gästen Speise für den Bauch und für die Seele, so Pastor Albert Esau in seiner Begrüßung, doch mehr noch: „Wenn Judy Bailey kommt, dann beginnt für mich der Sommer“. Judy Bailey, geboren in London, aufgewachsen in ihrer karibischen Heimat Barbados, ist seit vielen Jahren mit ihrer Stimme, ihrer Gitarre und kreativen Texten zu Pop-, Rock- und Reggaeklängen Profi im internationalen Musikgeschäft - und wohnt mittlerweile mit ihrem deutschen Mann und drei Söhnen am Niederrhein. Sie versteht es, gemeinsam mit ihrer Band, diesmal bestehend aus Ehemann Patrick Depuhl (Gesang und Percussion), Leroy Johnson aus Leeds (Bass und Gitarre), Daniel Jacobi (Schlagzeug) und Theo Steffen (Gesang und Gitarre), ihr Publikum von Beginn an mitzunehmen, einzubeziehen und mitzureißen. Nach „I am with you“ (‚Ich bin bei Dir‘) und „Rise like a champion, seize the day“ (‚Steh auf wie ein Sieger, mach was aus Deinem Tag‘) schaffte es schon ihr drittes Lied „God’s not dead, Jesus is alive“ (‚Gott ist nicht tot, Jesus lebt‘), dass der Saal stehend zum afrikanisch-karibischen Rhythmus mitschwang.
Judy Bailey singt nicht nur von der Hoffnung und Lebensfreude, die aus dem christlichen Glauben erwachsen kann, sondern lässt ihre Zuhörer diese Hoffnung und Lebensfreude spüren, indem sie sie zum Beispiel bei dem Lied „Make a joyful noise“ an wiederkehrenden Stellen zu Jubelrufen ermuntert, bei „Time for change“ (‚Zeit für Wandel‘) zum Tanz auf der Bühne motiviert oder bei „Hold us together“ die Hände der Nachbarn ergreifen und hochhalten lässt. Dazwischen auch besinnlichere Lieder, in denen sich ihre Glaubenszuversicht spiegelt – „You are loved“(‚Du bist geliebt‘), geschrieben für den ältesten Sohn, „Frieden“ aus dem gemeinsamen Musikprojekt mit Gesangsgruppen und Flüchtlingen in Alpen oder „Pray on“(‚Bete weiter‘), unter Beifall gemeinsam gesungen mit dem jüngsten Sohn.
Der Gesangsbeitrag von Leroy Johnson „Let the sun (Son) shine out of you“ ‚Lass die Sonne (den Sohn bzw. Jesus) aus Dir leuchten‘) und Judy Baileys zu Herzen gehendes Lied „Home“ über Zuhause und Heimat vermittelten besonders gut, warum die englischsprachige Musik bei uns so erfolgreich ist. In einer Silbe bzw. einem Laut ist alles ausgedrückt, wofür wir mehrsilbige Worte benötigen, und das ohne Verlust an Tiefgang oder Poesie.
Natürlich wurden Judy Bailey und ihre Band nach einem so vielschichtigen und mitreißenden Konzert nicht nur mit großem Beifall bedacht, sondern auch nicht ohne mehrere Zugaben entlassen. So erklang noch das „Happy Birthday to you“ für das überraschte Geburtstagskind Kirsten R., der populäre Titel „Jesus in my House“ aus der gleichnamigen Jugendevangelisation und zuletzt „Thank you Lord, you’ve blessed my life“ (Danke, Herr, Du hast mein Leben gesegnet‘), gesungen mit dem ältesten Sohn – „Danke für alles im Leben, was vor der Currywurst kommt“, wie Judy Bailey mit Blick auf den überfälligen Abendimbiss abschloss, den es dieses Mal erst am Ende gab.
Nach zwei Stunden Konzert ohne Pause hatten sich Musiker und Gäste diese mit Liebe zubereitete und gut gewürzte Speise für den Bauch auch redlich verdient. Ein großes Lob an die Organisatoren, das fleißige Küchenteam und die versierte Technik, die mit viel Aufwand und Einsatz ein tolles Konzert und geistliches Erlebnis ermöglichten.